Sprachentwicklung eines Kindes von der U4 bis zur U9

U4 3.- 4. Lebensmonat

Aktive Sprache

Sprachverständnis

1. Lallperiode

In der gewohnten Umgebung

  • Gibt andere Laute als nur Schreien von sich
  • Bedürfnisse werden gezielt ausgedrückt: Essen- Schlaf- Nähe
  • Lautbildung in der Rückenlage- probiert Zunge, Gaumen und Lippen zusammen mit der Stimme aus.
  • "Antwortet"
    • durch Konsonanten, die im vorderen Mundraum
    • gebildet werden: m, n, b, p, l, t, d, f, w
    • durch Vokallaute: a, e, i, o, u
    • durch Kehllaute: wie gurren, quietschen: gr- gr (auch bei schwerhörigen Kindern, da die Lautbildung die Freude am Mundmotorikspiel ist)
  • Reagiert global mit Verhaltensänderungen
  • Verstehen nicht "was", sondern "wie" etwas gesagt wird

1. Lallperiode ist "international"

U5 6.- 7. Lebensmonat

Aktive Sprache

Sprachverständnis

2. Lallperiode

Beginnt Vertraute und Fremde auch an der Stimme und Sprache zu unterscheiden ("fremdeln")

  • Laute als Wunschäußerung
  • Kann juchzen vor Freude
  • Ahmt Laute nach bei freundlicher Ansprache durch die Mutter
  • Die Vielfalt der Äußerungen reduziert sich auf die Laute der Muttersprache.
  • Versucht
    • Lippenverschlußlaute: m, b
    • Silbenverdoppelungen: z.B. dei- dei, mem- mem
    • übt in aller Ruhe alleine/ bei Wohlbehagen: rrr- Ketten
    • wechselt Tonhöhe und Lautstärke
  • Seitliche Kopfbewegung zur Schallquelle.
  • Reaktion auf Musik
  • Bewusste Lokalisation seitlich liegender Schallquellen
  • Beginnt auf den eigenen Namen zu lauschen
  • Reagiert auf unterschiedlich emotional auf Tonfall, Lautstärke und Mimik der Mutter

Wichtig! Bei Nachlassen der Lautproduktion: Hörprüfung

U6 10.- 12. Lebensmonat

Aktive Sprache Sprachverständnis

Spricht klar drei Worte

Die Mutter soll sprechen

  • Formt Doppelsilbe als erste muttersprachliche "Wortabgrenzung", z.B. "dei-dei", "ma- ma", "ba- ba"
  • Benutzt für bestimmte Dinge / Personen/ Situationen immer die gelichen Bezeichnungen, z.B. "Mama", "Wau-Wau"
  • Ahmt zwei Tierlaute nach, z.B. "Wau-Wau", "Piep- Piep"
  • Laute: o, n, m, b, p
  • Läßt sich zum "Dialog" anregen
  • Positive Rückmeldung wichtig: durch die Umwelt Anregung zur Wiederholung
  • Begint Einwortsätze (ca. 2- 10 Worte)
  • "Kindersprache"
  • Die unterschiedliche Sprachmelodie führt zur Änderung des Bedeutungsinhaltes (nicht bei schwerhörigen Kindern!)
  • Reagiert auf den eigenen Namen
  • Befolgt z.B. "Gib mir...", "Komm her"
  • Macht z.B. "bitte-bitte", "winke- winke"
  • Schaut zur genannten, bekannten Person ("Wo ist der Papa")
  • Versteht Verbote "nein- nein" und hält vorübergehend bei seinem Vorhaben inne

U7 21.- 24. Lebensmonat

Aktive Sprache Sprachverständnis

Die Worte sind eng verbunden mit Handlungen und Stiuationen

Ist dem aktiven Wortschatz weit voraus

  • Benennt
    zwei Tätigkeiten, z.B. "ham- ham", "heia"
    vier Dinge, z.B. Auto, Ball, Puppe, Wau- Wau
    drei Personen, Z.B. Mama, Papa- Namen
  • Verwendet
    10- 50 Wörter und mehr, darunter Namen Hauptworte, Tätigkeiten, Körperteile
  • Laute: n, d, t, w, f
  • Beginnnt Zwei- Dreiwortsätze als Wunsch/ Fragestellung
    (noch ungeformt, meist Infinitivform)
  • 1. Fragealter, z.B. "Is´n das"
  • Versteht z.B. "heiß", "heia", "ada",
    ".....möchtest du"
    "Hol den Ball!"
  • Zeigt zwei benante Personen
  • Benennt aus 10 Bildern (Gegenständen) eins bis drei

U8 43.- 48. Lebensmonat

Aktive Sprache Sprachverständnis

Wortschatz ca. 1.200 Worte - "Wortschatzexplosion"

  • Sagt Vor- und Familiennamen, evtl. Straßennamen
  • Gebrauch von "Ich"
  • Wiederholt kurze Geschichte und Erlebnisse -
    gelegentlich Wortneuschöpfungen
  • 2. Fragealter Fragen auf dem Höhepunkt:
    wer?, wo?, wann?, warum?
    "Was musst du tun, wenn du Hunger hast"
  • Singt und kennt Lieder, Singspiele etc.; findet Freude an Reimspielen gelegentlich Redeunflüssigkeiten (Silben- und Wortwiederholungen)
  • Gebraucht Nebensätze. Einzelne Lautbildungen oft noch unvollkommen z.b. Lispeln/ Verwechslung T- K
  • Hört einer Geschicht zu
  • Befolgt Doppelauftrag
  • Legt etwas "auf"/ "unter"
  • Beantwortet z.B.
    "Was musst du tun, wenn dir kalt ist"
  • Zeigt, z. B. "alles was fährt"

U9 58.- 64. Lebensmonat

Aktive Sprache Sprachverständnis

Wortschatz ca. 2.100 Worte

Denkt in Beziehungen, d.h. über die egozentrische oder direkte Situation hinaus

  • Die Sprache ist jetzt komplett in Form (Artikulation) und Struktur (Grammatik)
  • Redet über alles/ spielt mit Worten/ kritisiert andere/ lobt sich selbst
  • Geschichten können nacherzählt werden
  • Benutzt: oben, unten, vor, auf
  • Fragt nach der Bedeutung von Worten
  • Versteht Sachverhalte, die es nicht unmittelbar sieht z.B.
    "Was musst du tun, wenn du etwas verloren hast"
    "Was musst du tun, bevor du über die Straße gehst"
  • Befolgt drei Aufräge in richtiger Reihenfolge
  • Wird aufmerksam auf das sprachliche Detail

Konzeption: Dr. med. U. Kottman, 45768 Marl
Quelle: Prolog Therapie- und Lernmittel